24.2.2012, Berlin
In dieser Straße habe ich mal gewohnt. Ist aber schon länger her und damals gab’s dort keine Straßenbahn (mehr). Jetzt gibt’s wieder eine und deshalb sollte man schon vorsichtig sein, wenn man in Berlin Wedding die Seestraße überquert.
Vorsichtig muss man aber auch sein, wenn man an der Haltestelle rumtorkelt … das schließt sich allerdings gegenseitig aus, fürchte ich.
Ein stark besoffener 37-jähriger Reinickendorfer (für Nicht-Berliner: Das ist ein Stadtteil von Berlin) torkelte an der Endhaltestelle der Straßenbahn herum und stützte sich immer wieder am haltenden Wagen ab. Als die Tram losfuhr, merkte er das nicht und fiel – zwischen die zwei Wagen!
Er geriet unter die Waggons und wurde überrollt – was der Fahrer allerdings gar nicht mitbekam. Er der Fahrer eine folgenden Bahn sah das Opfer dort liegen und alarmierte die Rettungskräfte. Die konnten dem Mann allerdings nicht mehr helfen.
Interessante Rechtseinschätzung: Da sich der Betrunkene links vom Wagen aufhielt, wo er nichts zu suchen hatte, zählt er nicht als Verkehrsopfer. Dort hat der verwendete Straßenbahntyp auch keinen Rückspiegel.
Quellen:
Welt
Tagesspiegel
BZ
Er ist drunter gestolpert weil er zu voll war um drüber zu stolpern, bzw rein.
In meiner Heimatstadt Wien hatten die Straßenbahngarnituren bis vor relativ kurzer Zeit (einige Jahre) gar keine Rückspiegel.
Erst nachdem ein paar tödliche/schwere Unfälle passierten, bei denen Fahrgäste und/oder/mit Kinderwagen in den schließenden Türen eingeklemmt wurden und trotzdem die Garnituren anfuhren, forderte man auf der Türseite einen Rückspiegel aus Sicherheitsgründen.
Dies wurde zuerst mit der Begründung abgelehnt, dass die Sicherungssysteme in den Türen so perfekt seien, dass sich die Leute niemals durch Einklemmen verletzen könnten.
Alle Opfer wurden offiziell von den Wiener Linien als zumindest Phantasten/Betrüger/Wichtigtuer bezeichnet, auch wenn Augenzeugen die Berichte der Verunglückten bestätigen konnten.
Weiters war noch der wichtige Punkt, dass die Spiegel nicht notwendig wären, da die Straßenbahn sowieso absoluten Vorrang im Straßenverkehr hat.
Nachdem man auch externe Prüfer zulies kam man darauf, dass das Schließsystem doch nicht so perfekt war. Die Rückspiegel wurden aber weiter abgelehnt und zwar tatsächlich mit der offiziellen Begründung:
WENN SPIEGEL VORHANDEN SIND UND SICH JEMAND AUF DER TÜRSEITE VERLETZT DANN KÖNNTE DER FAHRER JA SCHULD TRAGEN. UND DAS IST DEN FAHRERN NICHT ZUZUMUTEN.
Erst Jahre nach dem Beginn der seltsamen Selbtstverstümmelungen an den Straßenbahneingangstüren wurden dann doch auf der rechten Seite Spiegel montiert. Aber in Wirklichkeit auch nur, weil zu dem Zeitpunkt begonnen wurde auf die neuen „ULF“-Garnituren umzusteigen, die einen Spiegel haben mussten um eine Betriebserlaubnis zu bekommen. Damit also es nicht „arme, schuldige Fahrer“ und „immer unschuldige Fahrer“ gibt, wurden dann gaaaanz langsam an den alten Garnituren auch Aussenspiegel verbaut.
Für die Verkehrssicherheit wäre es sicher nicht schlecht dass auch auf der linken Seite, also der türlosen Seite Spiegel montiert würden. Aber das wäre dem Fahrer ja schon gar nicht zuzumuten. Kostet ja auch einen Haufen Geld so ein Spiegel…
Weiters muss man wissen, dass in Wien (auch heute noch) die „Straßenbahn“ (also Wiener Linien und/oder der Fahrer) einen quasi Freibrief haben und sowieso immer im Recht sind. Wenn dir eine Bim in dein Auto kracht, dann wird kein internationaler Unfallbericht ausgefüllt. Es kommt ein „Kommando“ der Wiener Linien und nimmt den Unfall auf. Und was die protokollieren gilt dann. Man ist chancenlos. Witzige „Obrigkeits-amtsschimmel-Monarchierestln sind das noch. Es gilt die allgemeine Regel im Verkehr: Halte so viel Abstand wie möglich zu einer Straßenbahn, sonst könnte dein Auto Schrott sein, du musst auch noch die Reparatur- und andere Kosten für die Bim zahlen, vielleicht gibts auch noch eine Vorstrafe…
Liebe Grüße aus Wien
PS: Trotzdem ist Wien eine super Stadt! Ihr Deutschen seid herzlich eingeladen bei uns Urlaub zu machen. Aber studieren tut´s ihr bitte bei Euch zuhause oder ganz woanders aber nicht bei uns gell… Vielen Dank.